Geschichte

Das Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990 bestimmte,

  • dass bei der Lösung der Selbstverwaltungsaufgaben in der Gemeinde die Gleichstellung von Frau und Mann zu sichern ist und
  • dass die Gemeinden mit eigener Verwaltung zur Verwirklichung des Grundrechts der Gleichberechtigung von Mann und Frau Gleichstellungsbeauftragte zu bestellen haben, die in Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern hauptamtlich tätig sind.

Daraufhin wurden in mehr als 100 Kommunen der damaligen DDR entsprechende Stellen eingerichtet. In den alten Bundesländern existierten zu diesem Zeitpunkt schon ca. 500 Frauengleichstellungsstellen.

Die Gleichstellungsbeauftragten in den neuen Bundesländern erkannten sehr schnell, dass sie sich, um erfolgreich arbeiten zu können, unbedingt vernetzen und organisieren müssen. Aus diesem Grund beschlossen sie, analog den bereits in der BRD existierenden Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) der kommunalen Frauenbeauftragten, derartige Verbünde auch in den neuen Bundesländern ins Leben zu rufen.

Am 13. Mai 1991 fand im Frauenkulturzentrum in Leipzig die Gründungsveranstaltung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Sachsens und die Wahl der Sprecherinnen statt. An dieser Veranstaltung nahmen 43 Gleichstellungsbeauftragte teil. Zehn Frauen aus den Regierungsbezirken Chemnitz, Dresden und Leipzig kandidierten als Sprecherinnen. Für jeden Regierungsbezirk wurden zwei Vertreterinnen gewählt.

Auf der Gründungsversammlung wurden die Entwürfe der Kommunalgesetze für Sachsen beraten und eine entsprechende Stellungnahme erarbeitet. Die Forderungen umfassten

  • die Bestellung hauptamtlicher Gleichstellungsbeauftragter für Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften ab 10.000 Einwohner/-innen (Gemeindeordnung) und
  • die Ausübung der Tätigkeit der Gleichstellungsbeauftragten als Dienstaufgabe, Hauptamtlichkeit (Landkreisordnung).

Im Juni 1992 fand das 1. Landestreffen der Gleichstellungsbeauftragten Sachsens unter der Schirmherrschaft der Parlamentarischen Staatssekretärin für die Gleichstellung von Frau und Mann, Friederike de Haas, in Dresden statt. Hauptthema war die Frauenförderung auf staatlicher und kommunaler Ebene und in der Wirtschaft.

1993 beschlossen die Sprecherinnen der LAG, auf Wunsch der Mitglieder, mindestens einmal jährlich eine Konferenz zu organisieren, um Aufgaben, Ziele und Erfahrungen auszutauschen. Folgende Konferenzen und Fachtagungen fanden seither statt:

Jahr Ort Inhalt
1993 Grethen I. Landeskonferenz zur Verabschiedung der Geschäftsordnung der LAG, erarbeitet wurde außerdem eine Stellungnahme zur Kommunalverfassung - Hauptamtlichkeit der GSB ab 20.000 Einwohner/Einwohnerinnen
1994 Zöblitz II. Landeskonferenz zum Sächsischen Frauenfördergesetz unter der Teilnahme der Staatsministerin für die Fragen von Gleichstellung für Frau und Mann, Friederike de Haas, weitere Themen waren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Schaffung einer ABM-Stelle für die LAG
1995 Leipzig Fachtagung - Teilzeitarbeit
1995 Chemnitz Fachtagung - Weltfrauenkonferenz in Peking, Frauenförderplan im öffentlichen Dienst
1995 Meißen III. Landeskonferenz - "Frauen auf dem Arbeitsmarkt - ein Thema für Gleichstellungsbeauftragte?"
1996 Leipzig IV. Landeskonferenz - "Wie praktikabel sind unsere Gleichstellungsgesetze?"
1997 Glauchau V. Landeskonferenz - "Sichert die Rente die Lebensgrundlage für Frauen?"
1998 Hoyerswerda VI. Landeskonferenz - "Kommunale Gleichstellung - Institution oder Instrument" - Praxis der kommunalen Gleichstellungsarbeit, Stand, Ziele, Vernetzung
1999 Markkleeberg VII. Landeskonferenz - "Chancengleichheit in der Berufswahl - Gleiche Chancen für Mädchen"
2000 Dresden VIII. Landeskonferenz - "Frauenbilder in den Medien"
2001 Chemnitz IX. Landeskonferenz - "Gender Mainstreaming und seine mögliche Umsetzung in kommunalen Verwaltungen"
2002 Leipzig X. Landeskonferenz - "Gesund und schön, gesund und Frauenpower"
2003 Dresden XI. Landeskonferenz - Themen waren Niedriglohnsektor, Frauenschutz, Frauen und Erwerbsarbeit, Reformvorschläge der Rürüp-Kommission
2004 Dresden Fachtagung - "Sozialstaat im Wandel - Horrortrip durch die bundesrepublikanischen Sozialversicherungen"
2004 Dresden XII. Landeskonferenz - Vollversammlung, Änderung der Geschäftsordnung, Einrichtung einer eigenen Geschäftsstelle für die LAG
2005 Meißen XIII. Landeskonferenz - "Geschlechtergerechte Bildungspolitik in Sachsen"
2005 Dresden Fachveranstaltung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales "Frauen und Rechtsextremismus" sowie "Intervention und Prävention im Bereich häuslicher Gewalt"
2005 Dresden Fachveranstaltung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales - Schwerpunkte der kommunalen Gleichstellungsarbeit - Bericht von der Tätigkeit der LAG
2006 Dresden Fachtagung - "Familie und/oder Beruf - für Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Männer und Frauen verantwortlich"
2006 Dresden Fachtagung - "Internationale Frauenarbeit - wie kann die europäische Politik die Frauenarbeit in Sachsen beeinflussen"
2006 Dresden Fachtagung - "Die sächsische Verwaltungsreform und ihre Auswirkungen auf Frauen - Welche Aufgaben kommen auf die Gleichstellungsbeauftragten zu?"
2007 Delitzsch XIV. Landeskonferenz - "Die demografische Entwicklung in Sachsen - Lebenslagen von Frauen"
2008 Bautzen XV. Landeskonferenz - "Perspektive von Frauen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt"
2009 Oberwiesenthal XVI. Landeskonferenz - "Licht und Schatten in der Gleichstellungsarbeit"
2010 Dresden Fachtagung - "20 Jahre Gleichstellungsarbeit in Sachsen - unterschätztes Erfolgsmodell oder notwendiger Ballast der Politik?"
2011 Ostritz XVII. Landeskonferenz - "Chancengleichheit von Frauen und Männern - Ist Europa in Sachsen angekommen?"
2012 Freiberg Fachtagung - "Pflege ist weiblich... und gerecht? -
2013 Zwenkau XVIII. Landeskonferenz - "Verwaltest du noch oder genderst du schon?"

Die technisch-organisatorischen Aufgaben der LAG wurden von 1994 bis zum Jahresende 2003 über eine eigene Geschäftsstelle realisiert. Diese war zunächst beim Landesfrauenrat Sachsen e. V. in Dresden angesiedelt, welcher gleichzeitig auch Träger einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Stelle der geschäftsführenden Mitarbeiterin war. Für die Arbeitsinhalte waren die Sprecherinnen verantwortlich. Durch Veränderung der Fördermodalitäten nach dem SGB III musste in der Folgezeit eine Neuansiedlung der Geschäftsstelle angestrebt werden. Dazu wurden in den Jahren 2002 und 2003 intensive Verhandlungen mit potenziellen Trägern geführt. Es wurde ein Kooperationsvertrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren erarbeitet, der die Anbindung der Geschäftsstelle der LAG mit einer Referentin an den Sächsischen Landkreistag, ebenfalls mit Sitz in Dresden, zum Inhalt hatte. Vertragspartner/-innen waren das Staatsministerium für Soziales, der Sächsische Landkreistag und der Sächsische Städte- und Gemeindetag.

Im April 2004 nahm die Geschäftsstelle im Hause des Sächsischen Landkreistages (Käthe-Kollwitz-Ufer 88) ihre Arbeit auf. Als Referentin wurde Michaela Meyer, vormals Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Meißen, tätig. Eine Verlängerung des Kooperationsvertrages kam aufgrund veränderter Fördermodalitäten des Staatsministeriums für Soziales, eine institutionelle Förderung der Geschäftsstelle der LAG war nicht mehr möglich, nicht zustande. Wir konnten zwar weiterhin die Räumlichkeiten (Büro und Beratungsraum) und technischen Möglichkeiten im Sächsischen Landkreistag nutzen, hatten aber keine Referentin mehr. Diese Arbeit übernahm bis Dezember 2007 nebenberuflich Kathrin Wallrabe, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Radebeul und LAG Sprecherin.

Die Sprecherinnen suchten nach neuen Lösungen zum Erhalt der Geschäftsstelle. Trotz größter Anstrengungen, vieler Gespräche und Lösungsvorschläge kam keine tragfähige Lösung zur Finanzierung der Geschäftsstelle der LAG zustande. Die inhaltliche Arbeit kam dabei viel zu kurz, so dass sich die Sprecherinnen im Dezember 2007 entschlossen, die Geschäftsstelle aufzulösen und die geschäftliche Tätigkeit der LAG wieder als Gremium wahrzunehmen.